Wenn wir Forderungen stellen, sollten wir uns auch selbst in die Pflicht nehmen, diese Forderungen umzusetzen.
Antrag: | Gewalt an Frauen stoppen - Femizide verhindern! |
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Antragsteller*in: | Ulrike Gerdiken |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 23.10.2024, 22:23 |
Antrag: | Gewalt an Frauen stoppen - Femizide verhindern! |
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Antragsteller*in: | Ulrike Gerdiken |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 23.10.2024, 22:23 |
Die Bundesdelegiertenversammlung möge beschließen:
Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu – in Deutschland und weltweit. Sie tritt als
verbale, physische, psychische, sexualisierte oder wirtschaftliche Gewalt auf.
Hinzu kommen Phänomene wie Cybermobbing, digitale Belästigung und Überwachung
sowie sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe.
Diese Gewalt gegen Frauen reicht auch in Deutschland bis zum Femizid. Femizide
bzw. Feminizide stellen extreme Formen der Gewalt gegen Frauen dar. In
Deutschland werden etwa alle zwei Tage Femizide verübt, weltweit alle elf
Minuten. Der Begriff Femizid adressiert die zugrundeliegenden gesellschaftlichen
Dimensionen und patriarchalen Strukturen, die solche Taten ermöglichen.
Gewalt gegen Frauen in allen ihren Formen richtet sich gegen die in Art. 1 GG
verankerte Menschenwürde und die Aussagen der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte der Vereinten Nationen. Deutschland hat sich mit der
Ratifizierung der Istanbul-Konvention verpflichtet, Gewalt gegen Frauen auf
allen Ebenen zu bekämpfen. Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen ist deswegen eine
Aufgabe, die die Gesellschaft als Ganze angeht. Es ist ein grundlegender
gesellschaftlicher Wandel hin zu wirklicher Gleichberechtigung und eine Stärkung
des Selbstbestimmungsrechts von Frauen erforderlich!
Denn oft stehen hinter Gewalt an Frauen strukturelle Ursachen: Ungleiche
Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, kulturelle Prägungen,
wirtschaftliche Abhängigkeiten und asymmetrische Geschlechterstereotype gehören
dazu. Damit Gewalttaten an Frauen in deren Ursachen bekämpft werden können,
müssen die Narrative und Frauenbilder aufgedeckt werden, die die Menschenwürde
der Frauen untergraben (1):
In der Theologie wird Weiblichkeit traditionell mit Werten wie aufopfernder
Liebe, Akzeptanz des Leidens, Demut, Schweigen und Annahme der Zweitrangigkeit
verbunden. Es ist eine misogyne Strategie lehramtlicher Äußerungen, „die Frau“
(2) im Sinne der Fürsorge für Andere zu würdigen und durch diese Charakterzüge
zu definieren. Damit werden bestimmte Gender-Rollen beschrieben, die bis heute
von Papst Franziskus und kirchlichen Personen und Institutionen weitergetragen
werden. Die vermeintlich biblischen Wurzeln eines enggeführten Frauenbildes
liegen in der Dämonisierung Evas, die einseitig als Verführerin gelesen wird: So
formuliert etwa der Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand: „Da die Frau den Mann
zur Sünde verführt hat, erfordert es die Gerechtigkeit, dass sie den Mann
empfange wie der Sklave den Herrn.“ Dem Bild der Eva steht polarisierend das
Ideal der Jungfrau und Mutter Maria gegenüber: ein Ideal, das keine Frau
erreichen kann. So bleibt sie, oft auch in ihrer Selbstwahrnehmung, defizitär,
mangelhaft. (3) Auch die lange verbreitete Deutung von Gen 1,26-27 dahingehend,
dass ausschließlich Adam als Ebenbild Gottes geschaffen wurde, dient der
kirchlichen Abwertung von Frauen. Die skizzierten Narrative von Weiblichkeit
implizieren eine wesensgemäße Unterscheidung der Geschlechter.
Gesamtgesellschaftlich nehmen rechtspopulistische Bewegungen und
maskulinistische Ideologien zu und tragen zur Verharmlosung und Verschleierung
der strukturell bedingten Gewalt gegen Frauen bei, indem sie ein
rückwärtsgewandtes Frauenbild propagieren und diskriminierende Einstellungen
fördern
Um vulnerable Gruppen besonders zu schützen, muss ein spezielles Augenmerk auf
Frauen mit Migrationshintergrund, Behinderungen, LGBTIQ+-Personen sowie Frauen
in prekären Lebenssituationen oder Krisengebieten, die aufgrund zusätzlicher
Diskriminierungen und erschwertem Zugang zu Unterstützung besonders gefährdet
sind, gerichtet werden.
Es gilt zudem zu beachten, dass Frauen besonders häufig Gewalt innerhalb ihres
sozialen Nahraums, insbesondere im eigenen Haushalt oder durch (frühere)
Partner, erfahren. Trennungen sind für gewaltbetroffene Frauen und Kinder
besonders riskant. Der gewaltausübende Partner kann durch weitere Gewalt
versuchen, Kontrolle zurückzugewinnen, was bei fortgesetztem Umgangskontakt für
Kinder und den gewaltbetroffenen Elternteil zu Gefährdungen führen kann. Auch in
dieser Hinsicht bedarf es gezielterer Maßnahmen.
Um Gewalt gegen Frauen wirksam zu bekämpfen, fordert der Katholische Deutsche
Frauenbund (KDFB) die Verantwortlichen in der Politik auf, die Istanbul-
Konvention vollständig umzusetzen. Wesentliche Maßnahmen, um Gewalt an Frauen zu
verhindern, sind für den KDFB:
Im Bereich Prävention und Aufklärung
Stärkung der rechtlichen Rahmenbedingungen
Ausbau von Hilfsangeboten und Schutzmaßnahmen
Um Mitverantwortung auch im Raum der Kirche zu übernehmen und Gewalt an Frauen
entgegenzutreten, fordert der KDFB:
Als Katholischer Deutscher Frauenbund verpflichten wir uns:
Wenn wir Forderungen stellen, sollten wir uns auch selbst in die Pflicht nehmen, diese Forderungen umzusetzen.
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